„Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“ von Alexandra Reinwarth und die Frage „Was möchte, muss und soll ich?“

„Am Arsch vorbei geht auch ein Weg“ von Alexandra Reinwarth und die Frage „Was möchte, muss und soll ich?“

Zunächst möchte ich sagen, dass ich um vermeintlich humorvolle Bücher einen großen Bogen mache. Einen noch größeren Bogen mache ich nur um dünne Ratgeber, die in drei, fünf oder zehn Schritten alles in meinem Leben besser machen wollen. Gelesen habe ich das Buch von Alexandra Reinwarth, weil der Titel nicht gestelzt oder blümerant klingt. Der ehrliche Klang hat mich angesprochen.

Der Inhalt ist schnell zusammengefasst. Beleuchtet werden u.a. der Umgang mit sich selbst, schwierige Themen aus dem Bereich Familie, Situationen des Berufslebens und das Mysterium der Liebe. Auch das Fazit der Autorin ist simpel: Man soll sich allgemein weniger zu Herzen nehmen und öfter mal auf Durchzug schalten.

Nun ist das Problem eines Ratgebers ja i.d.R., dass man die Theorie schnell versteht, aber die Umsetzung in die Praxis schlicht nicht machbar erscheint. Dieses Buch allerdings ist so lustig geschrieben und ich vermute genau darin einen sehr wertvollen Schlüssel zum Erfolg.

Humor! Wann haben Sie das letzte Mal gelacht? Belächeln Sie die Frage nicht. Ein eigener Wissenschaftszweig, die Gelotologie, beschäftigt sich mit den positiven Auswirkungen des Lachens auf den Körper und die Psyche. Aber gehen wir nicht meist eher griesgrämig durchs Leben? Die Augenbrauen zusammen gezogen, den Rücken leicht gekrümmt, den Blick gesenkt, leise vor uns hin murmelnd oder in Gedanken. Das ist nicht nur optisch unansprechend, es kann der Beginn unserer Probleme sein.

Und da kommt wieder Alexandra Reinwarth ins Spiel. Warum sich mit Gedankenspielen selbst quälen? Warum einem Bild entsprechen wollen? Warum sich selbst unter Druck setzen? Warum möglichst allen gefallen wollen?

Ich weiß, im heutigen Blogartikel stehen mehr Fragen als Antworten. Aber die einzige Person mit der wir unser ganzes Leben verbringen und vor der wir uns rechtfertigen müssen, sind wir selbst. Alle anderen Menschen in unserem Leben kommen und gehen, sind mal Akteure, mal auch nur Statisten. Deswegen sollte man sich vielleicht hin und wieder Zeit nehmen und sich ehrlich fragen, was man möchte. Was man dafür tun muss. Und was nur ungerechtfertigte Ansprüche anderer sind, die mit uns und unserem Leben gar nichts zu tun haben.

Alexandra Reinwarth: Am Arsch vorbei geht auch ein Weg, 2016, mvg Verlag, München