„Die drei Räuber“ von Tomi Ungerer und die Frage „Was wünschen wir uns für unser zukünftiges Leben?“

„Die drei Räuber“ von Tomi Ungerer und die Frage „Was wünschen wir uns für unser zukünftiges Leben?“

Dieses Kinderbuch ist mir eher zufällig in die Hände gefallen und es lässt mich vermuten, dass alle Menschen, unabhängig ihres Alters, viel häufiger Kinderbücher lesen sollten.

Die Geschichte handelt von drei Räubern, die tun, was Räuber eben tun: Angst verbreiten, Wertgegenstände stehlen. Doch eines Tages geraten sie auf ihren Streifzügen an ein Waisenmädchen, das eine sehr kluge Frage stellt. Sie fragt, was die Räuber mit den Schätzen vor haben. Bis dahin lagern diese nämlich nur zweckfrei. Also beschließen die Räuber ein Schloss zu kaufen und suchen dann im ganzen Land nach Waisenkindern, damit diese im Schloss wohnen. Am Ende der Geschichte zeigen die Waisenkinder den Räubern ihre Dankbarkeit.

Das Buch hat alles, was eine gute Geschichte braucht: einen guten Zufall, herzensgute Charaktere, Hoffnung, Humor. Diese Dinge begegnen uns auch im wahren Leben, selten alle vier auf einmal.

Was ich aber wirklich schön finde, ist, dass die Räuber ihre Räuberkarriere ohne jegliche Wehmut an den Nagel hängen. Sie machen sich auf in ein neues Abenteuer und blicken nie wieder auf ihre bösen Taten zurück.

Aber machen die meisten Menschen nicht genau das Gegenteil? Wie oft blicken wir zurück, schämen uns, ärgern uns oder trauern verpassten Gelegenheiten hinterher? Unsere Lebenszeit dreht sich nicht im Kreis. Was wir verändern können, ist, was vor uns liegt, nicht was vergangen ist. Wir können jeden Tag neu entscheiden, was wir machen, wie wir auf andere zugehen, wie wir unser Leben gestalten. Das ist Freiheit.

Tomi Ungerer: Die drei Räuber, 2007, Diogenes Verlag, Zürich