„Bluthölle“ von Chris Carter und die Frage „Was ist Akzeptanz?“
„Bluthölle“ ist der elfte Roman um die beiden Detectives Robert Hunter und Carlos Garcia. Alle Romane spielen in L.A., wo Hunter und Garcia eine kleine Einheit innerhalb des LAPD darstellen, deren Aufgabe die Aufklärung besonders grausamer Verbrechen ist.
Der aktuelle Thriller handelt von einer Taschendiebin, die ein Buch stiehlt, dass sie lieber nicht gestohlen hätte, denn der Besitzer ist grausam und skrupellos. Er hat seine Verbrechen in diesem Buch notiert und als es den beiden Detectives in die Hände fällt, sind sie von seinem Inhalt schockiert. Zunächst ist die Taschendiebin Täterin, doch bald wird sie zum Opfer. Mehr will ich nicht verraten.
Chris Carter schreibt immer packend. Man vergisst beim Lesen wirklich die Zeit und will einfach nur wissen, was als nächstes passiert. Ein großartiger Autor und eine wunderbare Lektüre für graue Herbsttage, sofern man keine schwachen Nerven hat.
Aber was hat das mit Akzeptanz zu tun? Nun, Robert Hunter leidet an Hyposomnie. Manchmal kann er nachts ein paar Stunden schlafen, manchmal nicht. Er wird in den Büchern von Zeit zu Zeit als müde beschrieben und er wird von Carlos gelegentlich darauf hingewiesen, dass er k.o. aussieht. Insgesamt ist er bei der Arbeit aber konzentriert, belastbar, leistungsfähig.
Natürlich hat das mit dem Leben nicht unbedingt viel zu tun. Wer unter starken Schlafstörungen leidet und nächtelang keine Erholung findet, wird sich nicht unbedingt fit und voller Elan fühlen. Was wir unabhängig von der Diskrepanz zwischen Fiktion und Realität dennoch von Robert Hunter lernen können, ist Akzeptanz.
Akzeptanz ist die Fähigkeit einen Umstand zu respektieren, so wie er ist, weil man weiß oder verstanden hat, dass man ihn nicht ändern kann. Akzeptanz könnte in vielen Situationen hilfreicher sein als Ärger, Wut, Zorn, Verzweiflung o.Ä. Gefühle. Zum Beispiel
- Wenn das Auto nicht anspringt.
- Wenn die Milch für den Kaffee leer oder verdorben ist.
- Wenn man seinen Schlüsselbund verliert.
- Wenn ein Plan nicht funktioniert.
- Wenn eine Idee nicht wächst.
- Wenn ein Traum oder eine Hoffnung sich nicht erfüllen.
Akzeptanz bzw. Nachsicht uns selbst gegenüber ist immer schwerer als gegenüber anderen. Zu hohe Ansprüche an uns selbst verursachen vermutlich aber eher Selbsthass als Selbstliebe. Nun ist es so, dass alle Menschen im Leben kommen und gehen, doch man selbst bleibt. Da wäre es doch keine schlechte Idee, den Perfektionismus zu zügeln.
Klingt gut und schön, aber wo soll man da anfangen? Machen Sie einen Termin aus, gemeinsam finden wir eine Lösung.
Chris Carter: Bluthölle, Ullstein Taschenbuch Verlag, 2020, Berlin